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Velostadt Kopenhagen

Wie demokratische Verkehrsplanung die Lebensqualität verbessert

Erschienen als Läbigs Lieschtel der SP im Liestal Aktuell

Kopenhagen ist gemäss Rankings die velofreundlichste Stadt der Welt. Praktisch jeder Radweg in der Innenstadt ist zweispurig und die Verkehrsinfrastruktur von Brücken über Ampeln bis zu Schnittstellen mit dem öffentlichen Verkehr ist perfekt ausgebaut; als wäre Kopenhagen um den Fahrradverkehr herum geplant worden. Die Realität ist anders.

In den 80ern wurden Velos auf die Nebenstrassen verbannt und wer mit dem Velo unterwegs war riskierte oft das Leben. Ein Ausbau der Infrastruktur wäre zwar möglich gewesen, war aber schlicht nicht im Interesse der städtischen Politik. Erst Ende der 80er war die Stadtbevölkerung erfolgreich: Die Regierung entwarf erstmals eine Strategie, um Kopenhagen velofreundlich umzubauen. Dies auch, weil der Druck durch Grossdemonstrationen und kleinere Aktionen zunahm.

Seither hat die Stadtregierung Velowege ausgebaut, Ampeln auf die Geschwindigkeit der Velos angepasst und Stadtteile übers Wasser mit Velobrücken verbunden. Velostreifen wurden von der Strasse getrennt und Schnellwege errichtet. Und die Investitionen zahlen sich aus: Die Infrastruktur ist so sicher, dass heute mehr als jedes zweite 6-jährige Kind mit dem Velo zur Schule fährt. Wer statt mit dem Auto jeden Tag mit dem Rad 5 km Arbeitsweg zurücklegt, spart der Gesellschaft jährlich 1000 Franken; insgesamt wird der Nutzen des Fahrradverkehrs in Kopenhagen auf über 200 Millionen Franken pro Jahr beziffert.

Da verwundert es kaum, dass Kopenhagen die ideologische Ablehnung gegenüber demokratischer Verkehrsplanung längst abgelegt hat. Bis 2025 sollen nahezu alle Wege auf drei Spuren ausgebaut werden, damit Menschen nebeneinander fahren und miteinander sprechen können. Statt mit dem Auto im Stau sollen die Menschen mit einem interessanten Dialog und etwas Bewegung in den Arbeitstag starten. Trotz der ganz anderen Umstände in Liestal bietet die Erfahrung Kopenhagens eine wichtige Lehre: Mit genügend politischem Willen und Druck von unten ist unsere Gesellschaft wandelbar. Franz Kaufmann und Regula Nebiker zusammen mit MarieTheres Beeler als neue Stadträtin und eine starke Linke im Einwohnerrat können das mit der Unterstützung der Bevölkerung auch in Liestal zeigen.